Im 18. und vor allem im 19. Jahrhundert waren Sherry-Butts (große, zuvor in Jerez genutzte Eichenfässer) sehr begehrt für die Reifung von Scotch: sie lieferten Tiefe, Trockenfrucht- und Nussnoten. Wegen schwankender Liefermengen und teils sinkender Sherry-Exporte entwickelten Destillateure im 19. Jh. Tricks wie das Cooperieren mit amerikanischem Eichenholz und anschließendes „Sherry-Behandeln“ der Fassgebinde, um ähnliche Aromen zu erzielen.
Schwierige Sherryfass-Versorgung ab den 1920er/1930er Jahren #
- Marktfaktoren
Die Sherry-Industrie hatte bereits seit dem späten 19. Jahrhundert strukturelle Probleme (Marktzyklen, Phylloxera-Folgen, Export-Schwankungen) und erlebte einen langfristigen Rückgang der Ausfuhren; die 1930er brachten nur eine schwache Belebung, bevor politische Krisen die Lage erneut belasteten. Zusätzlich wirkten wirtschaftliche Depressionen und später politische Instabilität in Spanien störend auf Produktion und Handel. - Politischer Faktor
Der spanische Bürgerkrieg (1936–1939) und die darauffolgende schwierige wirtschaftliche Lage hemmten Export-/Handelskanäle und die industrielle Produktion in Jerez; das machte Sherry-Butts seltener und teurer für die schottische Industrie. Die Wiederherstellung der traditionellen Solera-Systeme und Exportströme dauerte Jahre.
Warum Bourbon-Fässer? #
Zwei praktische Gründe:
- Zum einen wurde in den USA Bourbon per Gesetz traditionell in neuen, ausgekohlten amerikanischen Eichenfässern gereift. Das bedeutete, dass gebrauchte Bourbon-Fässer — sobald sie einmal für Bourbon genutzt und danach entleert wurden — in großen Mengen als gebrauchte Fässer auf den Markt kamen und günstig exportiert werden konnten.
- Nach Ende der Prohibition (1933) und besonders im Verlauf und nach dem Zweiten Weltkrieg wuchs das Angebot an Ex-Bourbon-Barrels, die Schotten kauften sie, weil sie billig, leicht verfügbar und handlich (kleiner als Butts) waren.
Dadurch prägten Ex-Bourbon-Fässer im 20. Jahrhundert immer stärker das Geschmacksbild vieler Whiskys (Vanille, Karamell, Kokosnussnoten).
Wichtig:
Die Verschiebung ist graduell, nicht ein abruptes „1930: alle wechseln“. Die 1930er markieren das Ende der Wettbewerbsvorteile von Sherry-Fässern (wegen Lieferschwierigkeiten); die breite Dominanz von Ex-Bourbon-Fässern setzte aber vor allem ab den 1940er/50er Jahren durch — gekoppelt an veränderte Handelsströme, industrielle Produktion in den USA und Logistik nach dem Krieg. Sherry-Fässer blieben (und bleiben) für bestimmte Stile gewünscht, sind aber knapper und teurer.
Zeitleiste – Wandel der Whiskyfass-Nutzung #
- Vor 1850
Sherry-Boom in Großbritannien, viele leere Butts kommen als Transportgebinde aus Jerez nach England/Schottland. Whisky lagert oft in diesen gebrauchten Sherry-Fässern. - Spätes 19. Jh.
Erste Lieferschwankungen wegen Phylloxera-Krise, sinkende Exporte, steigende Kosten. Manche Brennereien „seasonen“ amerikanische Eiche mit Sherry, um den Effekt zu imitieren. - 1920–1930
Weltwirtschaftskrise, Sherry-Export rückläufig; Destillerien beginnen stärker auf andere Gebinde zurückzugreifen. - 1933 – Ende der Prohibition in den USA
Bourbon-Produktion steigt wieder stark an → viele gebrauchte Bourbon-Barrels entstehen. - 1936–1939
Spanischer Bürgerkrieg; Handelswege gestört, Sherry-Produktion und -Export sinken drastisch. - 1940er – Zweiter Weltkrieg
Internationale Logistik gestört; nach Kriegsende enorme Mengen Ex-Bourbon-Fässer günstig verfügbar (gesetzliche Pflicht zur Nutzung neuer Fässer in den USA). - 1950er–1970er
Ex-Bourbon-Fässer werden Standard in Schottland, Sherry-Fässer bleiben Premium-Option für bestimmte Stile. - Heute
Mischung aus beidem, teils mit gezieltem „Seasoning“ in Spanien; Sherry-Fässer deutlich teurer und seltener als Bourbon-Fässer.